Speech · 22.07.2016 Die Förderung von Medienkompetenz wird immer wichtiger und muss dauerhaft sichergestellt sein
Jette Waldinger-Thiering zu TOP 27 - Medienkompetenzförderung sichern – Rundfunkbeitrag stabil halten
Nicht nur Medien- und Bildungspolitikern dürfte längst klar sein, wie wichtig die Vermittlung von Medienkompetenz ist. Der technische Fortschritt bringt viele neue Möglichkeiten - aber eben auch Risiken. Sich online zu informieren oder einzukaufen ist nicht nur bequem, sondern auch längst selbstverständlich. Gleichzeitig leiden aber zum Beispiel immer mehr Menschen unter Cybermobbing. Auch die Zahl der Jugendlichen und Heranwachsenden, die Probleme mit übermäßigem Medienkonsum haben, wächst. Doch der souveräne und reflektierte Umgang mit Medien ist nicht nur für die jüngere Generation wichtig. Die fortschreitende Digitalisierung stellt auch Eltern, Lehrkräfte oder Senioren vor neue Herausforderung. Ganz grundsätzlich kann man heute festhalten, dass der Bedarf an Schulung und Beratung in diesem Bereich unverändert groß ist.
Aus Sicht des SSW zielen die Piraten mit ihrem Antrag in die absolut richtige Richtung: Ganz ohne Frage müssen bei der Förderung von Medienkompetenz nicht nur unterschiedliche Zielgruppen angesprochen, sondern auch vielfältige Themen behandelt werden. Insgesamt gesehen ist diese Aufgabe sehr anspruchsvoll und braucht professionelle Strukturen. Damit sollte eigentlich auch klar sein, dass das Ganze nicht zum Nulltarif zu haben ist. Offensichtlich stehen wir aber vor der Situation, dass eine Mehrheit der Länder eine eher symbolische Senkung des Rundfunkbeitrags will. Das mag angesichts der erheblichen Mehreinnahmen erst einmal plausibel wirken. Mittel- bis langfristig sind damit aber leider wichtige Angebote bedroht.
Eins muss ich ganz deutlich sagen: Wenn eine Senkung des Rundfunkbeitrags unter anderem dazu führt, dass die Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein die wichtige Aufgabe Medienkompetenzförderung nicht mehr leisten kann, ist das wirklich mehr als unglücklich. Wir wissen, dass sich die MA HSH seit Jahren auf diesem Feld einsetzt. Und zwar mit Erfolg: Die Angebote sind vielfältig und die Zahl der geförderten Projekte zur Vermittlung von Medienkompetenz ist groß. Auch wenn die Beratungen über die künftige Beitragsgestaltung noch nicht abgeschlossen sind, ist für uns völlig klar, dass die wichtige Medienkompetenzförderung aufrechterhalten werden muss.
Soweit gebe ich den Piraten gerne Recht. Ich befürchte aber, dass es nicht reichen wird, wenn wir unserer Landesregierung nur den Wunsch nach einem stabilen Rundfunkbeitrag mit auf den Weg geben. Wir sollten uns grundsätzlich Gedanken darüber machen, wie wir die Medienkompetenzförderung zukunftsfest aufstellen. Hier gibt es gute Ideen und Ansätze. Die Staatskanzlei ist ja auch längst an dem Thema dran und alle denken dabei auch über unsere Medienanstalt hinaus. Nach unserer Auffassung sollte der Offene Kanal dabei eine besondere Rolle spielen: Hier hat man die nötige Erfahrung mit diesem Thema, und noch dazu ist man vergleichsweise dezentral aufgestellt. Gerade wenn es um ein niedrigschwelliges Angebot vor Ort geht, sehe ich hier großes Potential.
Der SSW hat das klare Ziel, die Medienkompetenzförderung im Land nicht nur zu erhalten, sondern weiterzuentwickeln. Natürlich ist die vermeintliche Beitragssenkung und die damit bedrohte Arbeit der MA HSH ein eher trauriger Anlass. Aber die Tatsache, dass die Landesregierung der grundsätzlichen Frage nachgeht, wo die Reise im Bereich Medienkompetenz hingehen soll, ist aus unserer Sicht klar zu begrüßen. Uns ist wichtig, dass diese Förderung auch in Zukunft der jeweiligen Zielgruppe entspricht. Und uns ist auch wichtig, dass sie innovativ und flexibel aufgestellt ist. Auch wenn die Finanzierung über die Rundfunkbeiträge in Zukunft wegfällt, werden wir hier sicher eine Lösung finden. Mit Blick auf eine Übergangsfinanzierung gibt es ja schon recht konkrete Pläne. Alles in allem bin ich sehr zuversichtlich, dass wir die Sicherung der Medienkompetenzförderung gemeinsam hinkriegen.