Press release · 17.10.2017 Ganztagsausbau kann nur gemeinsam bewältigt werden
Anlässlich der heute durch die Bertelsmann Stiftung veröffentlichten Neuberechnung der Kosten für einen deutschlandweiten Ausbau guter Ganztagsschulen sagt die bildungspolitische Sprecherin des SSW im Landtag, Jette Waldinger-Thiering:
„Es ist unser aller Ziel, die Ganztagsbetreuung auszubauen. Auch CDU, Grüne und FDP bekennen sich hierzu in ihrem Koalitionsvertrag. Bis Ende 2022 soll zum Beispiel ein verlässliches Ganztagsangebot für den Grundschulbereich stehen. Das kann der SSW nur unterstützen. Bekanntlich wünschen sich über 70 Prozent der Eltern eine Ganztagsbetreuung für ihr Kind. Heute haben aber nur 4 von 10 Kindern einen Platz. Noch klafft also eine große Lücke zwischen den Erwartungen der Eltern und dem tatsächlichen Ausbaustand.
Die aktuellen Zahlen der Bertelsmann Stiftung zeigen zwar, dass wir hier weiterhin auf Kurs sind. Aber sie belegen auch, dass noch ein sehr weiter Weg vor uns liegt: Im gegenwärtigen Tempo würde es noch mehr als vier Jahrzehnte dauern, bis jede Schülerin und jeder Schüler ganztägig lernen kann. Wenn wir den erwarteten Bedarf aber bis 2025 decken wollen, müssen bundesweit rund 3,3 Millionen zusätzliche Ganztagsplätze geschaffen werden. Hierfür sind bauliche Investitionen durch die kommunalen Schulträger in Höhe von 15 Milliarden Euro erforderlich. Dazu kommen mindestens 2,8 Milliarden Euro jährlich für das nötige pädagogische Personal. Das macht deutlich, dass der Ganztagsausbau nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Ländern und Kommunen gelingen kann. Wir erwarten, dass sich Schleswig-Holstein angemessen beteiligt.
Für den SSW ist klar, dass bei all dem nicht an der Qualität der Ganztagsbetreuung gespart werden darf. Wir fordern daher verlässliche und zielgerichtete Angebote nach Altersgruppen und verbindliche länderübergreifende Qualitätsstandards. Außerdem müssen wir den Verantwortlichen vor Ort größere Spielräume geben. Sie müssen in der Lage sein, den Betreuungsbedarf eigenverantwortlich und flexibler decken zu können, beispielsweise durch einen Personalpool. Und wir setzen uns dafür ein, dass den Menschen, die im Ganztagsbereich arbeiten, echte Perspektiven statt Zeitverträge geboten werden.“