Press release · 28.03.2003 SSW setzt sich konstruktiv und kritisch mit der Hochschulreform auseinander
Zum heute vorgestellten Gutachten zur Entwicklung der Hochschulen in Schleswig-Holstein erklärt die Vorsitzende des SSW im Landtag, Anke Spoorendonk, in einem ersten Kommentar:
Die Erichsen-Kommission hat ihre Bewertung maßgeblich auf der Grundlage wissenschaftspolitischer Erwägungen vorgenommen. Das war ihr Auftrag und aus dieser Sicht sind die Ergebnisse der Kommission gerechtfertigt. Es wird jetzt Aufgabe der Landespolitik sein, die Vorschläge gesamtpolitisch zu bewerten. Denn die Politik kann nicht außer Acht lassen, dass Hochschulpolitik unweigerlich auch einen regionalen Aspekt hat. Es ist unsere Aufgabe darauf zu achten, dass neben den wissenschaftspolitischen Aspekten auch die struktur- und grenzlandpolitische Gewichtung stimmt.
Auf den ersten Blick enthalten die Vorschläge der Erichsen-Kommission viele sinnvolle Anregungen. Vor allem ist es erfreulich, dass nicht wie ursprünglich befürchtet wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge aus dem nördlichen Landesteil nach Kiel verlagert werden. Die Wirtschaft in der nördlichen Region ist durch einen besonders schwach ausgeprägten Dienstleistungssektor gekennzeichnet. Deshalb wäre die Schwächung wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge ein herber Rückschlag für den Landesteil Schleswig gewesen.
Für den Norden des Landes wird jetzt entscheidend sein, dass der bislang finanziell stiefmütterlich behandelte Hochschulstandort Flensburg die Mittel erhält, um sich im Sinne des neuen Konzepts weiterentwickeln zu können. Die Erichsen-Kommission sagt deutlich, dass die Uni Flensburg seit der Umwandlung von einer pädagogischen Hochschule zur Universität bisher nicht die notwendigen Ressourcen bekommen hat.
Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Landesregierung jetzt die notwendigen Mittel zur Verfügung stellt, um zu verhindern, dass die Uni Flensburg aus finanzieller Not wieder zu einer reinen PH eingedampft wird. Sie muss die Mittel haben, um sich innerhalb ihres Aufgabenfeldes der Vermittlungswissenschaften mit Forschung und Lehre zu positionieren und zukunftsträchtig weiter zu entwickeln. Ohne zusätzliche Ressourcen wird die finanzielle Ungleichbehandlung der Hochschulen in Schleswig-Holstein einfach auf einer anderen Ebene fortgesetzt.
Bezüglich der grenzüberschreitenden Studiengänge in Flensburg fordern wir, dass die Pläne zur Verlagerung von der Universität an die Fachhochschule erst einmal mit den dänischen Kooperationspartnern erörtert werden. Es muss gründlich ausgeleuchtet werden, was es für diese Studiengänge bedeutet, dass der zukünftige Kooperationspartner des Syddansk Universitetscenter eine FH und keine Universität mehr ist. Ebenso muss verhindert werden, dass die Verlagerung an die FH zu einem Auswandern des akademischen Personals aus diesem Studiengang führt.
Der SSW wird sich jetzt konstruktiv und kritisch mit dem Bericht der Erichsen-Kommission auseinandersetzen. Wir fordern eine saubere politische Bewertung, die alle Folgen der vorgeschlagenen Hochschulreform berücksichtigt. Dazu gehören auch die Auswirkungen für die Strukturpolitik und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.