Rede · 22.11.2007 Dänisch Lernen im Landesteil Schleswig


Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Dänemark und Deutschland hat in den letzten Jahren einen riesigen Aufschwung erlebt, was sich vor allem anhand der Zahl der Grenzpendler belegen lässt, die in nur zwei bis drei Jahren von ca. 2.500 auf über 12.000 Menschen angestiegen ist. Der wirtschaftliche Boom in Dänemark, der seit fast 10 Jahren anhält, und der damit verbundene Arbeitskräftemangel bei unserem nördlichen Nachbarn ist der Hauptgrund für diese Entwicklung. Deshalb ist es auch nur folgerichtig, dass der überwiegende Teil der Grenzpendler Deutsche sind, die in Dänemark eine Arbeit gefunden haben.

Für diese Menschen sind Dänisch-Kenntnisse nicht nur die Eintrittskarte zum dänischen Arbeitsmarkt. Darüber hinaus sind sie aber auch der Schlüssel zu einer engeren grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, und sie  stärken die kulturelle Verständigung zwischen deutscher Mehrheit und dänischer Minderheit. Für den SSW ist also klar, dass das Erlernen von Deutsch und Dänisch als Nachbarschaftssprachen im deutsch-dänischen Grenzland eine entscheidende Vorraussetzung dafür ist, dass wir im Grenzland noch enger zusammen arbeiten und leben können. Wir haben in der Vergangenheit  daher mehrfach kritisiert, dass der Dänisch-Unterricht an den öffentlichen Schulen des nördlichen Landesteils nur stagnierte und teilweise sogar rückläufig war. 

Der vorliegende Bericht der Landesregierung über den Stand des Dänisch -Lernens im Landesteil Schleswig zeigt aber, dass sich auch in diesem Bereich etwas getan hat. So ist die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler, die an öffentlichen Schulen am Dänisch-Unterricht teilgenommen haben vom Schuljahr 2003/2004 mit ca. 3800 im Schuljahr 2006/2007 auf über 6.300 angestiegen. Das ist natürlich eine positive Entwicklung, die gerade auch vom SSW begrüßt wird. Nach Schätzungen wird auch in vielen deutschen Kindergärten in der Region die dänische Sprache vermittelt. Die Landesregierung geht von gegenwärtig ca. 540 Kindern außerhalb der Einrichtungen der dänischen Minderheit aus.

Fast alle Real- und Gesamtschulen im nördlichen Landesteil bieten Dänisch als 2. Fremdsprache an. In den Gymnasien sieht es laut Bericht schon etwas schlechter aus, da Dänisch hier mit anderen Fremdsprachen konkurriert. Insgesamt nehmen aber nur ca. 12% aller Schülerinnen und Schüler der öffentlichen Schulen am Dänisch-Unterricht teil. Nach oben hin gibt es also noch Luft

Im Bericht wird auf die besondere Bedeutung eines Dänisch-Angebotes an den Berufsschulen hingewiesen, weil dies angesichts des Arbeitskräftemangels in Dänemark zu einer Erweiterung der beruflichen Qualifikationen und somit zu einer verbesserten Chance am Arbeitsmarkt führen würde. Leider enthält der Bericht keine konkreten Angaben über den Dänisch-Unterricht an den Beruflichen Schulen, was nicht verwunderlich ist angesichts der Tatsache, dass gerade der fachbezogene Dänisch-Unterricht i an vielen Berufsschulen wegen der fehlenden Lehrkräfte ein großes Problem darstellt.

Zwar ist laut Bericht in den letzten Jahren die Zahl der Dänisch-Studierenden sowohl in Kiel wie auch in Flensburg angestiegen;  die Fächerkombination Dänisch und Technik  stellt aber weiterhin ein Problem dar. Da ist es wenig hilfreich, wenn die Landesregierung in einer Kleinen Anfrage des SSW zugeben muss, dass wegen der begrenzten Ressourcen an der Universität Flensburg das Fächerspektrum eingeschränkt wurde  - was ausdrücklich auch das Fach Dänisch betraf. Hier beißt sich die Landesregierung selbst in den Schwanz, weil die Berufschulen, in Flensburg zum Beispiel, händeringend nach Lehrkräften suchen, die fachbezogenen Dänisch-Unterricht erteilen können.

Auch die Volkshochschulen im Lande haben ein massives Problem. So sagt der Bericht, dass die Volkshochschulen 2006 die große Nachfrage nach Dänischunterricht stellenweise nicht nachkommen konnten, weil ihnen die Lehrkräfte fehlten. Da die Landesregierung selbst davon ausgeht, dass „die anhaltenden positiven Studien- und Berufsperspektiven in der grenznahen Region auch zu einer steigenden Nachfrage nach Dänisch als Unterrichtsfach führen wird“, will sie auch personell rechtzeitig darauf reagieren. Hier fehlen dem SSW aber konkrete Aussagen dazu,  wie dies geschehen soll und welche finanziellen Ressourcen die Landesregierung dafür verwenden will.

Auch sind wir der Meinung, dass das Bildungsministerium bei der Verteilung von Referendariatsplätzen flexibler handeln sollte. Mir sind einige Fälle bekannt, wo Studierende darüber klagen, dass sie über ein Jahr nach Beendigung ihres Lehramtsstudiums, zum Beispiel mit den Fächern Dänisch und Deutsch, immer noch keinen Referendariatsplatz bekommen haben.  Angesichts des großen Mangels an Dänisch-Lehrkräften, kann dies nur verwundern. Der SSW fordert daher das Ministerium auf, diesen Studierenden entgegen zu kommen.

Langfristig fordert der SSW, dass an allen Schulen im Landesteil Schleswig Dänisch als 2. Fremdsprache eingeführt wird. Dazu fordern wir, dass die Gymnasien in Zukunft Dänisch zumindest als 3. Fremdsprache anbieten.  Kurzfristig betrachtet ist dem SSW aber besonders wichtig, dass an den Beruflichen Schulen der Region einen obligatorischen fächerbezogenen Dänisch-Unterricht eingeführt wird.

Aus eben diesen Gründen hatten wir in der Juli-Sitzung von der Landesregierung einen Aktionsplan für mehr Dänisch-Unterricht gefordert. Wir wollten, dass sich die Landesregierung konkrete Ziele dafür setzt, wie im Landesteil Schleswig mehr Unterrichtsangebote und mehr Lehrkräfte für Dänisch zur Verfügung stehen können. Deshalb fordert der SSW weiterhin einen Aktionsplan, der in konkreten Zwischenschritten benennt,  wie diese Ziele bis 2010 erreicht werden können.

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