Rede · 06.09.2018 Was der Zirkus in uns auslöst, geht auch ohne Wildtiere

Flemming Meyer zu TOP 14 - Haltung bestimmter Wildtiere in Zirkussen verbieten

„Eine zersägte Zauberassistenz beeindruckt uns ohnehin mehr, als ein balancierender Elefant, wir fiebern mehr mit der Akrobatin auf dem Trapez als mit jedem balltricksenden Seelöwen und viel angsterfüllender als Löwen waren immer schon Clowns.“

Zirkus ist dramatisch und spannend und irgendwie auch fantastisch. Er wirkt manchmal aus der Zeit gefallen und manchmal wie eine kleine Welt, in der alles schillert und glitzert und hinter jedem lauten Knall die nächste Überraschung wartet. Kinder wie Erwachsene staunen und fiebern mit und so manch einer träumt sich wohl auch einmal mitten in die Manege. 

Wir neigen dazu, den Zirkus zu verklären. Und wir kommen nicht darum herum zu sehen, dass der Zirkus mit all seinen Fabelhaftigkeiten auch seine Schattenseiten hat. Vor allem dann, wenn er Wildtiere mit sich führt.  

Dann müssen wir uns fragen: Was ist es wert, dass wir Menschen unterhalten werden? 

Man kann sagen, dass wir uns hier pro Legislatur mindestens ein Mal mit dem Thema Wildtiere im Zirkus beschäftigen. Meist sind wir da nicht weit auseinander und auch heute hat man ja sehen und hören können, dass eine große Einigkeit in der Debatte vorherrschte. Sogar zu einem gemeinsamen Antrag haben es die demokratischen Parteien geschafft. Alles andere, ich denke bei diesem Thema kann ich es sagen, wäre aber auch Hühnerkram gewesen. 

Die ablehnende Haltung des SSW hat sich über die Jahre natürlich nicht verändert. Wenn ich Ihnen sage, dass eine artegerechte Haltung von Wildtieren in Zirkussen nicht möglich ist, dann haben sie das von mir oder meinen Kolleginnen und Kollegen so oder ähnlich schon mehrfach gehört. 

Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich gefühlt seit eh und je für ein uneingeschränktes Verbot von Wildtieren in Zirkussen ein. Es gab schon mehrere Bundesratsbeschlüsse, wir hier im Landtag waren uns einig und auch die Kommunale Ebene in Schleswig-Holstein versucht das Ihre, indem beispielsweise die Stadt Kiel 2015 hat prüfen lassen, ob sie ein Platzverbot für Zirkusse mit Wildtieren verhängen kann. Und die Stadt Flensburg diskutiert ganz aktuell wieder, wie sie es verhindern kann, dass Zirkusbetriebe, die Wildtiere mitführen, ihr Geschäft in der Stadt machen. 

Nun kann man angesichts des zyklischen Misserfolgs in dem Versuch, Wildtierhaltung in Zirkussen zu verbieten, resignieren, oder man kann sich fraktionsübergreifend einig sein, dass es sich lohnt, an diesem Thema dran zu bleiben. Ich bin froh, dass wir uns auch dieses Mal für den zweiten Weg entschieden haben. 

Wenn wir uns in Europa umschauen, sehen wir ja: Andere Länder schaffen es ja auch. Mit Ausnahme von Elefanten, Seelöwen und Zebras sind in Dänemark beispielsweise schon seit über 50 Jahren Wildtiere in Zirkussen verboten. 

Und seit diesem Jahr gilt das für alle Wildtiere. Einzige Ausnahme sind drei Elefantendamen Lara, Jenny und Djungla, in Gefangenschaft aufgewachsen, die sozusagen noch drei bis fünf Jahre im Zirkus arbeiten, bevor sie nach und nach in den wohlverdienten Vorruhestand entlassen werden. Bis dahin sollen ihre Lebensumstände signifikant verbessert werden. 

Beim SSW wünschen wir uns, dass der Zirkus sich wandelt, wie er sich seit seiner Entstehung immer gewandelt hat. Vom einstigen Pferdetheater zur Pantomime zur akrobatischen Zirkuskunst. 

Alles, was der Zirkus in uns auslöst, geht auch ohne Wildtiere. Eine zersägte Zauberassistenz beeindruckt uns ohnehin mehr, als ein balancierender Elefant,

wir fiebern mehr mit der Akrobatin auf dem Trapez als mit jedem balltricksenden Seelöwen und viel angsterfüllender als Löwen waren immer schon Clowns.

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