Speech · 14.02.2019 Anständige Investitionen und kreative Lösungen für den Schwimmuntericht

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 13 - Zugang zu Schwimmunterricht in Schleswig-Holstein stärken und Schwimmausbildung in Schleswig-Holstein fördern (Drs. 19/1168) 

„Einfach schwimmen, schwimmen, schwimmen‘ ist in Schleswig-Holstein gar nicht so einfach.“


Mindestens die Eltern unter ihnen werden vor einigen Jahren den Film „Findet Nemo“ gesehen haben. Sie erinnern sich sicher an den Fisch Dorie und ihren Ratschlag, was man tun soll, wenn es schwierig wird: „Einfach schwimmen, schwimmen, schwimmen!“ In Schleswig-Holstein ist das gar nicht so einfach. 

Wir nennen uns zwar immer wieder „Land zwischen den Meeren“, betonen unsere Gesamtküstenlänge, die 300 Seen oder 32.000 Kilometer Flusslandschaft, aber bei der Gewährleistung des Schwimmunterrichts, nun, da steht den Schulen teilweise das Wasser bis fast zum Hals. 

Das Gute ist ja, dass der Lehrplan Sport für die Grundschule jetzt schon Schwimmen lernen als verbindlich vorsieht. In der Umsetzung kriselt es allerdings. Und so stehen die weiterführenden Schulen dann vor dem Problem der teilweise doch sehr unterschiedlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler. 

Von den 82% aller Schulen, die dem Bildungsministerium mitgeteilt haben, wie es um den Schwimmunterricht steht, haben nur 87% angeben können, dass sie im Schuljahr 2018/2019 in mindestens einem Jahrgang Schwimmunterricht erteilt haben. 
Das reicht nicht. 
Die angegebenen Hauptgründe sind laut Bericht, dass es keine Schwimmhallen in der Nähe gibt, dass keine Hallenzeiten zur Verfügung stehen, die Transportkosten zur Schwimmhalle nicht von der Schule übernommen werden können, oder dass keine qualifizierten Lehrkräfte vorhanden sind. 

Hilfestellungen können da sicherlich sein, schulübergreifende Kooperationen einzugehen und Trainerinnen und Trainer gemeinsam mit Sportlehrkräften den Schwimmunterricht erteilen zu lassen, wo es sonst an Zuständigen mangeln würde. Vor allem, wenn wir wissen, dass nur 4% der Schulen beim Schwimmunterricht momentan kooperieren und teilweise Lehrkräfte mit Schwimmlehrbefähigung aufgrund ihres Alters nicht mehr über die Fähigkeit zum Retten verfügen. 
Da ist es mir besonders wichtig, dass das Land die DLRG, den schleswig-holsteinischen Schwimmverband und den Landessportverband mit ins Boot nimmt. 

Wir begrüßen es daher, dass die Fachanforderungen für das Fach Sport an Grundschulen in Schleswig-Holstein überarbeitet werden und dabei explizit auch die Schwimmausbildung berücksichtig wird. 
Und was die Qualifizierung der Sportlehrkräfte angeht, finde ich, kann man fast nicht mehr machen, als das, was jetzt schon geschieht: Alle in Schleswig-Holstein ausgebildeten Sportlehrkräfte sind schwimmlehrbefähigt. Und wer in einem anderen Bundesland ausgebildet worden ist, kann die Schwimmlehrbefähigung bei Fortbildungskursen des IQSH nachträglich erwerben. 

Aber eines wird aus dem Bericht ja auch klar: Herumdümpeln kann sich das Land nicht leisten. Bei einem Fond über 50.000 €, für den noch nicht mal das Konzept steht, weiß man ja irgendwie nicht, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Neben anständigen Investitionen bringen uns da nur kreative Lösungen nach vorne. Wie sieht es mit sicheren Naturbädern aus? Lassen sich noch mehr Freibäder winterfest machen? 
Das Hauptproblem scheint ja doch zu sein, dass wir in unserem Bundesland zu wenige Schwimmbäder haben. Und dass das Land da, wo die Landkarte besonders leer ist, auch nicht um Wiedereröffnungen oder Neubauten herumkommen kann.

Wasser auf meinen Mühlen war es natürlich, im Bericht noch einmal die Summen an Fördermitteln zu lesen, die die Küstenkoalition für die Schwimmsportstätten bereitgestellt hatte. 2015 waren es 1,807 Mio. €, 2016 waren es 1,920 Mio. € und 2017 weitere 2,748 Mio. €. 

Ich mache mir keine Illusionen, es wird noch viel Zeit und Geld kosten, bis wir eine zufriedenstellende Situation für den Schwimmunterricht in Schleswig-Holstein haben. 
Bis dahin läuft noch viel Wasser die Schlei hinunter. 
Aber die DLRG warnt uns, dass mittlerweile jedes zweite Kind nicht schwimmen kann. Das sind viel zu hohe Zahlen und das Land hat ernsthaft darauf zu reagieren. 

Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:
www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html

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