Speech · 13.10.2016 Wir müssen für die richtigen Rahmenbedingungen für ehrenamtliche Arbeit sorgen
Flemming Meyer zu TOP 17 - Förderung des Ehrenamtes und seiner Anerkennungskultur
Flemming Meyer:
Presseinformation
Kiel, den 13.10.2016
Es gilt das gesprochene Wort
Drs.
„Zeitknappheit und berufliche Anforderungen sowie das geänderte Interesse an einer mehr zielorientierten und temporären Arbeit wirken sich auf das Ehrenamt aus“
Für die umfangreiche und ausführliche Beantwortung der Großen Anfrage der CDU möchte ich mich bei allen Beteiligten bedanken. Sie gewährt einen aktuellen Überblick über die Situation und die Rahmenbedingungen des bürgerschaftlichen Engagements hier bei uns in Schleswig-Holstein und dessen wichtige Bedeutung für das gesellschaftliche Zusammenleben und -wirken.
Ohne das freiwillige Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger wäre Schleswig-Holstein arm dran. Gerade wir in den Minderheiten wissen nur allzu gut: Ohne die vielen Menschen, die ihre freie Zeit den anderen opfern und dieses auch noch gerne tun, wäre die Welt um einiges ärmer. Dafür schulden wir ihnen Dank und Anerkennung.
Die Antwort auf die große Anfrage macht deutlich, dass das bürgerschaftliche Engagement im Land viele Facetten hat. Die Vielfalt ist so groß, dass sie sich einer Aufzählung entzieht. Daher wird es mir hier nicht möglich sein, allen ehrenamtlich Tätigen gebührend meinen Respekt zollen zu können. So facettenreich das Engagement ist, so umfangreich sind auch die Tätigkeitsfelder.
Das bürgerschaftliche Engagement in Vereinen, Verbänden, Politik oder Kultur – um nur einige Bereiche zu nennen – ist in den letzten fünfzehn Jahren deutlich gestiegen. Und es hat sich zu einem wichtigen politischen Instrument entwickelt. Uns allen ist dies ganz deutlich und frisch in Erinnerung im Zusammenhang mit dem Zustrom der Flüchtlinge. Ohne die spontane Hilfe und Unterstützung der Flüchtlingshelfer bei uns im Land, hätten wir das Problem nicht so gut bewältigen können. Dieses Beispiel macht deutlich, dass die Menschen bei uns im Land gerne helfen, wenn es darauf ankommt. Dieses spontane Engagement steht aber auch für einen zu verzeichnenden Strukturwandel im Ehrenamt.
Die Menschen haben heute andere Lebensstile entwickelt, so dass längerfristige zeitliche Verpflichtungen zum Ausüben eines bürgerschaftlichen Engagements weniger eingegangen werden. Gleichwohl werden das Mitwirken und das Engagement im klassischen Ehrenamt weiterhin bestehen. Aber Zeitknappheit und berufliche Anforderungen sowie das geänderte Interesse an einer mehr zielorientierten und temporären Arbeit wirken sich auf das Ehrenamt aus. Auf diese neuen Bedingungen muss sich auch die Politik für das Ehrenamt einstellen. Ich will nicht sagen, dass die dicken Pfeiler des Ehrenamtes bröckeln, aber die Frage nach der Zukunft des ehrenamtlichen Engagements bleibt und darauf müssen wir eine Antwort finden. Um es deutlich zu sagen, es geht hierbei nicht darum das Ehrenamt in erster oder zweiter Klassen einzustufen, sondern rechtzeitig auf Veränderungen hinzuweisen.
Wir wollen das Ehrenamt erhalten und stärken und daher müssen die Weichen entsprechend gestellt werden. Wir als Politik müssen die richtigen Rahmenbedingungen schaffen um ehrenamtliche Arbeit zu unterstützen.
Dies kann geschehen, indem der Zugang zu ehrenamtlichen Tätigkeiten niedrigschwellig gehalten wird oder indem das Hauptamt gestärkt wird. Niemand hat Lust, seine kostbare Freizeit zu opfern, nur um bürokratische Irrwege abzulaufen. Daher muss der Zugang zu Informationen, zu Schulungen oder ähnlichem für Ehrenamtler so einfach wie möglich gemacht werden. Hier sehen wir das Hauptamt entsprechend in der Verantwortung, das dem Ehrenamt beratend zur Seite stehen muss.
Das Ehrenamt muss aber auch auf sich selbst sehen und auf die eigenen Strukturen. Soll heißen, inwieweit sind die Strukturen zeitgemäß und noch überlebensfähig. Was nutzen engagierte Ehrenamtler, wenn ihnen die Aktiven abhandenkommen. Vor Ort muss dann auch der Wille vorhanden sein, über Strukturveränderungen nachzudenken. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, aber in weiten Teilen liegt dies auch an einer nicht mehr zeitgemäßen und kleinstrukturierten Ordnung, die gerade im ländlichen Raum vorzufinden ist. Solche heißen Eisen müssen auch in Betracht gezogen werden, wenn wir das Ehrenamt erhalten wollen.