Press release · 26.06.2014 Wir sollten unsere Stärken nicht zu Schwächen verklären
Zur Anhörung im Bildungsausschuss zum Lehrkräftebildungsgesetz erklärt die bildungs- und hochschulpolitische Sprecherin des SSW im Landtag, Jette Waldinger-Thiering:
Auch die letzten Zweifler durften sich bei der gestrigen Anhörung ein eigenes Bild davon machen, warum eine Lehrerbildung an zwei Standorten Sinn macht und eine Stärkung beider Standorte, Flensburg und Kiel, geradezu geboten ist.
Prof. Dr. Reinhart hat während der heutigen erfrischend sachlich geführten Debatte sehr deutlich herausgestellt, dass die Lehrerbildung an der Uni Flensburg ihr ganz eigenes Profil entwickelt hat, dessen Konturen sich mit der fortschreitenden Umwandlung zur Europauniversität noch weiter schärfen werden.
Zu diesem Profil gehört nicht zuletzt auch der Minderheiten- und regionale Aspekt. Denn Sprache ist nicht nur Wissenschaft. Sie ist vor allem Kultur, nicht nur im jeweiligen Land, sondern auch bei uns vor der Haustür, in unserem Grenzland, wo ganze vier autochtone Minderheiten beheimatet sind.
Prof. Dr. Reinhart hat völlig Recht, wenn er sagt, dass sich eine Gesellschaft auch daran misst, wie sie ihre Minderheiten behandelt. Dass dieser humanitäre Aspekt ein fester Bestandteil der Lehrerausbildung an der Uni Flensburg ist, macht die Flensburger Hochschule zu einem Unikum, nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern in ganz Deutschland.
Es geht also mitnichten um Doppelstrukturen, sondern um Diversität und Zusammenarbeit. Dies sollten wir nicht als Schwäche verklären, sondern als Stärke begreifen.
Gleichwohl hat die Anhörung auch gezeigt, dass noch Fragen offen sind. Auch für uns als SSW ist es sehr wichtig, dass die angestrebte Hochschulkooperation zwischen Flensburg, Kiel und Lübeck nicht nur eine Option ist, sondern auch reell in Anspruch genommen werden kann. Deshalb brauchen wir dringend eine Fahrtkosten-Zuschussregelung, damit die Wegstrecken nicht zum Hemmschuh für die Studierenden werden.
Wir werden die Fragen und Anregungen der heutigen Anhörung eingehend in Fraktion und Koalition besprechen und da, wo es sinnvoll ist, Anpassungen vornehmen. Schließlich gilt wie immer die Regel: Kein Gesetz verlässt den Landtag so, wie es hereingekommen ist.
Prof. Dr. Reinhart hat jedoch recht: Jetzt ist nicht die Zeit, ewig und immer wieder nochmal zu evaluieren. Die Gemeinschaftsschule ist längst Realität. Wir brauchen endlich ein Lehrkräftebildungsgesetz, das diesem Umstand gerecht wird und die Inklusion stärkt.