Rede · 12.12.2012 Bericht des Stiftungsrates
Schloss Gottorf ist ein kulturhistorisches Juwel. Ein Juwel, das durch die Anstrengungen vieler Engagierter glänzt und funkelt. Juwelen haben auch andere Bundesländer. Aber manche sind davon bis zur Unkenntlichkeit eingestaubt. Ein Museum und seine Sammlungen verkommen nämlich unglaublich schnell, verlieren an Attraktivität und können diesen Abwärtstrend dann nur noch mit größten Anstrengungen aufhalten.
Die Neugestaltung der Ausstellung in Haithabu belegt eindrücklich, was moderne Museumspädagogik und zeitgemäße Ausstellungsgestaltung leisten können; nämlich neue Zusammenhänge darzustellen und ohne Zeigefinger Lust auf die Entdeckung des historischen Erbes machen. Aber auch in Haithabu kann man sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Das Publikum wird nämlich anspruchsvoller. Auch hier sind also ständig Innovationen und neue Angebote gefragt.
Damit entspricht das Wikingermuseum in vorbildlicher Weise der Verpflichtung gegenüber dem Stiftungsgesetz und dem Land Schleswig-Holstein. Ohne die Pflege des historischen Erbes geht ein Teil unserer Identität verloren.
Bei allen marktwirtschaftlichen Zwängen bleibt es Aufgabe eines demokratischen Staates, das historische Erbe in seiner ganzen Widersprüchlichkeit zu bewahren und – das sage ich mit besonderem Nachdruck – es gilt den Bürgerinnen und Bürgern dieses zu erschließen. Die Museen im Verbund sind sich dieser Bringschuld bewusst. Andere Museumsleitungen müssen das erst noch lernen.
Es ist dem Stiftungsrat hoch anzuerkennen, dass er sich auch den Problemen stellt, die sich im Verbund zeigen. Das eine Problem ist inhaltlicher Natur und wird exakt benannt und ausgelotet. In der Vorlage heißt es: Das Spannungsfeld liege „zwischen Wissenschaftlichkeit und populistischer Anbiederung“ (S. 18), also zwischen marktwirtschaftlichen Prämissen und der Verpflichtung von Kunst und historischer Kulturpflege. Das eine ist das Geldverdienen, das auch im Museumsbereich nicht ehrenrührig ist, weil es Bevölkerungskreisen eine Chance des Austausches bietet, die sonst nicht unbedingt den Weg ins Museum gefunden hätten. Und das andere ist die Präsentation von Kunst, die sich gerade nicht jedem erschließt, aber gerade aus der Konfrontation Sinnangebote macht.
Das eine ist allerdings ohne das andere nicht zu leisten. Die Balance hat dabei in den Rahmenbedingungen zu erfolgen, die die Landeszuwendungen vorgeben. Es ist der Stiftungsrat zu loben, dass er das klipp und klar anerkennt.
Die Situation ist nicht gerade als einfach zu bezeichnen, denn es stehen erhebliche Investitionen an.
Und damit kommen wir zu den strukturellen Problemen, die im Stiftungsverbund liegen, vor allem in erheblichen Investitionsbedarf. Das neue Konzept bleibt abzuwarten. Aber ich fürchte, dass wir nicht ohne Einschnitte auskommen werden.
In diesem Zusammenhang gibt es allerdings auch Positives zu berichten. Es ist ausdrücklich zu begrüßen, dass das Freilichtmuseum Molfsee in den Verbund aufgenommen wird und mit dem Schleswiger Volkskundemuseum verschmolzen werden soll. Wer schon einmal auf der Kutsche auf dem Hesterberg gesessen hat oder in der historischen Eisdiele, die dort aufgebaut ist, wird die Weiterentwicklung durch die Verschmelzung mit dem Freilichtmuseum unmittelbar einleuchten. Das Museum in Molfsee kann im Alleingang nicht ausreichend zukunftsfest gemacht werden, weil es in den letzten Jahren völlig unterfinanziert war. Bei diesem Museum zeigen sich die Konsequenzen einer falschen Museumspolitik, die von der Substanz lebte.
Das soll anders werden. Der Nachholbedarf ist riesig, aber von einer Schließung kann keine Rede sein: Da grassieren ja wilde Gerüchte. Das finde ich für diesen attraktiven, zukunftsträchtigen Standort sehr bedauerlich. Gut, dass der Stiftungsrat hier eindeutige Perspektiven aufzeigt. Der Weg der Verschmelzung ist zwar schwierig, aber folgerichtig.
Der Verbund der Museen hat tatsächlich viele Vorteile. Gerade den kleineren Häusern tut es gut, in einem Verbund den nötigen Rückhalt zu erfahren. Die Neustrukturierung des Jüdischen Museums ist dafür ein gutes Beispiel, weil in Rendsburg neue Entwicklung- und Entstehungsmuster gemeinsam erarbeitet werden können.
Der Bericht sagt deutlich, wo die Chancen einer gemeinsamen Entwicklung liegen. Daran sollten wir alle zusammen mitgestalten. Nicht zuletzt damit, dass wir die Museen besuchen.