Rede · 14.12.2012 Chronisch kranken Kindern helfen

Nach dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert Koch Instituts ist in der Gruppe der 0 bis 17jährigen bereits jedes achte Kind von einem chronischen gesundheitlichen Problem betroffen.
Chronische Erkrankungen sind also ein Massenphänomen. Doch die betroffenen Familien müssen immer wieder neu und individuell um Anerkennung, Therapie und Eingliederung kämpfen, weil stabile Strukturen bis heute fehlen. Die Folgen tragen die Kinder: sie müssen aufgrund ihrer Krankheit teilweise erhebliche Beeinträchtigungen der Lebensqualität in verschiedenen Bereichen in Kauf nehmen und sich dazu noch mit Unverständnis und Ignoranz ihrer Umwelt auseinandersetzen.
Diese Familien sollten besonders gut betreut werden. In Kinderreha-Einrichtungen lernen die Betroffenen Bewältigungsstrategien im Umgang mit ihrer Krankheit. Schon die Kleinsten erwerben durch kontinuierliches Training Kompetenzen bezüglich ihrer Krankheit, zu dessen Vermittlung der niedergelassene Kinderarzt einfach keine Zeit hat. In den Einrichtungen kann systematisch das Fortschreiten einer Krankheit entgegengewirkt werden, was bei Epilepsie oder Diabetes immens wichtig ist. Die richtig dosierte Medikamentengabe steht meist am Ende eines langen Prozesses, der in den Einrichtungen entscheidend verkürzt werden kann.
Trotz dieser klaren Vorteile gehen die Anträge für spezielle Kinderrehabilitationseinrichtungen dramatisch zurück. Antrags- und Bewilligungszahlen sinken.
Und da sind wir wieder in der gleichen Sackgasse wie so oft im Gesundheitssystem: Obwohl sowohl das Leiden der Patienten vermindert als auch die Folgekosten verringert werden könnten, kämpfen die Einrichtungen für Kinderrehabilitation ums Überleben. Das ist eine reine Kompetenzfrage. Akute Einweisungen nach Diabeteskoma oder einem epileptischem Anfall, bezahlt die Krankenkasse, ohne mit der Wimper zu zucken. Bei längeren Reha-Aufenthalten dagegen geht das Gerenne für Eltern los. Von einem Träger zum anderen, mit immer neuen Gutachternachweisen dauert es oftmals viele Wochen, bis ein Antrag durch ist. Bis dahin hat viele Eltern schon der Mut verlassen.
Wir wollen dagegen, den Eltern etwas von ihrer Last nehmen. Dazu fordern wir ein belastbares Netzwerk für chronisch kranke Kinder. Wir wollen ja nicht das Rad neu erfinden. Viele sinnvolle und gute Angebote gibt es in Schleswig-Holstein bereits. Jetzt geht es darum, diese miteinander zu vernetzen.
Wir können dabei von Erfahrungen anderer Bundesländer profitieren. So ist in Berlin die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Schule in den letzten Jahren vorbildlich gestärkt worden, ohne dass auf die Ärzte Mehraufwendungen zukommen. Hier können wir einiges abschauen und Ärzten, Einrichtungen, aber vor allem auch den Kassen die Furcht nehmen, dass ein Ausbau der Reha für chronisch kranke Kinder mit Kosten- und Aufwandszuwächsen verbunden wäre.
Ich bin sogar davon überzeugt, dass eine vernetzte Versorgung billiger kommt als das, was wir derzeit haben.


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