Rede · 22.11.2023 Das Ein-Personen-Kompetenzzentrum der Landesregierung

„Ich halte das Konstrukt für so ambitioniert, dass es bei der derzeitigen Ausgestaltung letztendlich nicht leistbar ist. Aber schön, dass wir uns ein Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft ans Revers heften können.“

Christian Dirschauer zu TOP 14 - Bericht der Landesregierung über das Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft (Drs. 20/1450 (neu))

Es ist nicht neu, dass Schleswig-Holstein im Bereich der Landwirtschaft einen vergleichsweise hohen Anteil an klimaschädlichen Emissionen vorweist. Es wird sogar davon ausgegangen, dass dieser dreimal höher ist als im Bundesdurchschnitt. Das kann uns nicht verwundern; denn Schleswig-Holstein ist ein Agrarland und wir haben kaum emittierende Großindustrie.
Politisch haben wir uns – sowohl national und auch international – auf die Fahnen geschrieben, den Klimawandel zu bekämpfen. Das heißt für Schleswig-Holstein, dass wir auch oder gerade im Bereich der Landwirtschaft untersuchen müssen, was getan werden kann, um die Landwirtschaft klimaeffizient zu gestalten. Ich will hier gleich sagen, wir fangen hier nicht bei Null an. Vieles wissen wir bereits. Wir kennen die großen Verursacher der Treibhausgas-Emissionen in der Landwirtschaft und auf der anderen Seite kennen wir die biologischen CO2-Senken, die wir nutzbar machen müssen. Die Frage ist daher, wie bekommen wir den einen Wert gedrückt und den anderen Wert angehoben.
Die Koalition hat sich daher vorgenommen, der Landwirtschaft ein Kompetenzzentrum an die Seite zu stellen, damit die Landwirte nicht allein über das Bauernblatt informiert werden. 
Soweit okay. 
Aber damit ist noch lange nicht Schluss. Klimaeffiziente Landwirtschaft bedeutet auch, dass das Kompetenzzentrum sich mit den Herausforderungen des Klimawandels befassen und Lösungen oder Ansätze für eine klimaangepasste Landwirtschaft erarbeiten und vorhalten muss. 
Das heißt auch, Lösungen aufzeigen und Wege finden, wie auf die extremen Wetterverhältnisse reagiert werden kann. Wir erleben in den letzten Jahren immer wieder Wetterextreme, wie Dürreperioden oder so wie jetzt einen verregneten Herbst. Landwirtschaft ist dem Wetter unmittelbar ausgesetzt. Hierauf soll das Kompetenzzentrum nun Antworten geben. So habe ich Minister Schwarz verstanden, als er vor gut einem Jahr gegenüber dem Ausschuss berichtete. 
Ich muss sagen, das sind extrem dicke Bretter, die dort im Kompetenzzentrum gebohrt werden sollen. Im Ansatz halten wir als SSW die Idee durchaus für sinnvoll und notwendig. Beratung der Landwirtschaft in Fragen der Klimaeffizienz ist unumgänglich. Eben auch die Frage, wie wir unsere Landwirtschaft klimaneutral ausgestalten können. Uns stellt sich aber die Frage der praktischen Umsetzung, der Struktur sowie der Zusammenarbeit mit anderen Stakeholdern. Der notwendige Wissenstransfer, der geleistet werden soll, wird gewährleistet durch ein externes Expertengremium. Und wenn ich mir die Liste ansehe, ist dieses Gremium umfangreich und durchaus kompetent. Das ist nicht der Punkt.
Der Punkt ist; die Stelle ist seit dem 1. September mit nur einer Person besetzt. Weitere Stellen sind nicht vorgesehen. Bei dem Aufgabenspektrum und dem Umfang ist unserer Meinung nach eine Stelle absolut zu wenig. Und ich frage mich zudem, warum musste extra ein Kompetenzzentrum errichtet werden? Haben wir keine anderen Möglichkeiten, so eine Beratungsstelle adäquat anzusiedeln? Beispielsweise bei der Landwirtschaftskammer. Dort gibt es bereits Beratungsstrukturen. Darauf hätte man zurückgreifen können und man hätte diese ausbauen können, anstatt etwas komplett Neues aus dem Boden zu stampfen. Ich halte das Konstrukt für so ambitioniert, dass es bei der derzeitigen Ausgestaltung letztendlich nicht leistbar ist. Aber schön, dass wir uns ein Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft ans Revers heften können. 

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