Rede · 12.12.1996 Förderung von Existenzgründerinnen
Es dürfte Jedem und Jeder einleuchten: Das Land Schleswig-Holstein braucht alle Menschen, die für sich selbst und andere eine wirtschaftliche Existenz aufbauen wollen. Sie schaffen nicht nur sich selbst eine (hoffentlich) sinnvolle Existenz. Sie bringen Vorteile für alle Bürgerinnen und Bürger im Lande. Deshalb ist es auch einleuchtend, daß wir als Landtag alles dafür tun müssen, daß solchen Initiatorinnen und Initiatoren keine Steine in den Weg gelegt werden. Wir müssen ihnen den Start so leicht wie möglich machen.
Leider ist es aber so, daß angehende Jungunternehmerinnen und -unternehmer häufig mit Schwierigkeiten konfrontiert werden, die eher auf Vorurteilen als auf einer fairen Bewertung der Fähigkeiten der oder des Betreffenden gründen. Eine der beschämendsten Diskriminierungen ist die der Existenzgründerinnen. Ihnen wird zum Verhängnis, daß der Wirtschaftsbereich lange Zeit nur auf die Männer ausgerichtet war. Sie haben andere Bedürfnisse und Qualitäten, die vor allem in der Finanzierung wenig oder gar nicht beachtet und geachtet werden. Da wir in einer freien Marktwirtschaft leben, in der die gesellschaftlich denkende Politik wenig Einfluß auf rein betriebswirtschaflich organisierte Banken hat, muß die öffentliche Hand diese Defizite notfalls selber beheben. Wir können daher den Ansatz der Landesregierung und des vorliegenden SPD-Antrags voll unterstützen. Die Investitionsbank hat sich als Instrument der Unterstützung von Existenzgründerinnen bewährt. Es ist deshalb naheliegend, ihr mehr Spielraum für die Unterstützung dieser Frauen zu geben. Wir können den Antrag in allen Punkten unterstützen.
Die Förderung von Existenzgründerinnen ist ein wichtiger Schritt, um die Entstehung neuer Betriebe in Schleswig-Holstein zu fördern. Die Ungleichbehandlung von Frauen ist ein zentraler Fehler des Systems, und kann durch die I-Bank-Förderung zum Teil beseitigt werden. Es gibt aber noch eine Reihe weiterer Probleme, die wir in der Freude über eine frauenbezogen gerechtere Wirtschaftsförderung nicht aus den Augen verlieren sollten. Auch junge Existenzgründer und Jungunternehmer - also junge Männer - haben das Problem, daß ihre Hausbanken ihnen zuweilen nicht auch nur bescheidene Summen zur Verfügung stellen wollen. Die konservative und zurückhaltende Kreditpolitik vieler Geldinstitute ist ein allgemeines Problem, das durch die Förderung von Existenzgründerinnen allenfalls zum Teil gelöst wird. Wir werden noch diskutieren müssen, ob das Land über die Investitionsbank all diese Ungleichbehandlungen durch eigene Kraft ausgleichen kann; oder ob auch verstärkt darauf gedrängt werden muß, daß Banken etwas mehr Risikobereitschaft in der Förderung von Kleinunternehmern zeigen. Es ist nicht zu begreifen, daß sie immer noch lieber mit Millionensummen va banque spielen als ein paar Zehntausend oder Hunderttausend Mark vorzuschießen. Die Verbesserung der Chancen und Unterstützung der Frauen ist ein wichtiger Schritt, dem noch viele weitere Schritte folgen müssen.