Rede · 23.02.2024 Ganztagsbetreuung als Chance sehen und entwickeln
„Besonders in Hinblick auf den Fachkräftemangel im pädagogischen Bereich und den schwindenden ehrenamtlichen KursleiterInnen, könnten durch Synergien durchaus Win-Win-Situationen entstehen, die den Schulen wie auch den Vereinen und Organisationen nützen.“
Jette Waldinger-Thiering zu TOP 12+27 - Vereine und Verbände als wichtige Partner bei der sportlichen Ausgestaltung der Ganztagsbetreuung in Grundschulen, Chance des Ganztagesausbaues für den Sport, die kulturelle Bildung und weitere außerschulische Angebote nutzen. (Drs. 20/1798 und 20/1881)
Die Schüler und Schülerinnen werden im schulischen Ganztag einen großen Teil ihrer unterrichtsfreien Freizeit verbringen- die Zeit, die bisher oft in lokalen Vereinen verbracht wurde. Ein breit gefächertes Sportangebot für unsere Kinder- und Jugendliche ist besonders in Hinblick auf die Gesundheitsförderung enorm wichtig.
Wenn es aber um die konkrete Schaffung von Infrastrukturen geht, darf man die vorhandenen Vereins- und Organisationsstrukturen nicht vergessen. Besonders in den ländlichen Gebieten bangen nicht nur die Sportvereine, sondern auch Musik- und Tanzschulen, die Jugendfeuerwehr oder die Pfadfinder durch die Konkurrenz des Ganztagsangebot um ihre Mitglieder.
Viele Schülerinnen und Schüler besuchen nachmittags ehrenamtliche Freizeitangebote der lokalen Vereine und Organisationen, denen darf man das Wasser nicht abgraben!
Es müssen gut verträgliche Kooperationen zwischen Schulen und den lokalen Angeboten entstehen. Besonders in Hinblick auf den Fachkräftemangel im pädagogischen Bereich und den schwindenden ehrenamtlichen Kursleiter, könnten aus Synergieeffekten durchaus Win-Win-Situationen entstehen, die den Schulen wie auch den Vereinen und Organisationen nützen.
Ob z.B. Sportvereine, die bisher nachmittags ihr Angebot in der Schulsporthalle angeboten haben, in das Ganztagskonzept integriert werden oder ob die Schule Angebote in die Vereine und Organisationen auslagert, muss mit allen Beteiligten vor Ort beraten und geplant werden.
Besonders wichtig ist es die bestehende Angebotsstruktur zu berücksichtigen, um die Finanzierunganteil der Kommunen und Schulträger zu planen.
Wir begrüßen die vom LSV vorgelegten Handlungsempfehlungen und fordern die Landesregierung auf diese in Kooperation mit dem LSV weitestgehend umzusetzen und die hierfür notwendigen finanziellen, personellen und konzeptionellen Rahmenbedingungen zu schaffen.
Auch wenn der LSV mit seinen vorgelegten Handlungsempfehlungen eine gute Grundlage für die Einbindung der Sportvereine im schulischen Ganztag geschaffen hat- so müssen analog dazu auch Handlungsgrundlagen mit den Kulturverbänden erarbeitet werden.
Deshalb begrüßen wir den Koalitionsantrag, der jetzt noch rechtzeitig zu dem verschobenen TOP aus dem Januar Plenum gestellt wurde.
Genauso wie mit den Sportverbänden müssen wir im Kulturbereich Synergieeffekte schaffen und nutzen um die Musik-, Theater-, Kunst- und Sprachangebote im schulischen Ganztag qualitativ anzubieten. Der schulische Ganztag bietet den Schülern und Schülerinnen die Chance auch außerschulische Orte zu besuchen und kulturelle Bildung zu erfahren. Besuche von Konzerten, Museen, Ausstellungen oder der regelmäßige Besuch einer Bücherei könnten das Angebot des schulischen Ganztages bereichern.
Ich kenne das Beispiel einer kleinen Schule, die in der Nachmittagsbetreuung regelmäßig mit den Kindern in die hiesige Bücherei fährt und dort das Kinderprogramm wie Vorlesungen, Bücherkino oder einfach nur die Ausleihe der Bücher nutzt. Damit hat man bisher gute Erfahrungen gemacht, denn durch die Anbindung der Familien profitieren nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern und die Bücherei von den regelmäßigen Besuchen.
Solche Bestrebungen sollten unbedingt gefördert und unterstütz werden um den rechtlichen Anspruch auf die schulische Ganztagesbetreuung als Bildungschance für unsere Schüler und Schülerinnen zu nutzen.
Dazu es mir wichtig nochmal darauf hinzuweisen, dass auch der Bund die Länder weitergehend finanziell unterstützen muss. Aber vor Allem darf das Land die Kommunen und Schulträger nicht mit dieser Mammutaufgabe allein lassen.
Deshalb würde ich gerne beide Anträge in den Bildungsabschuss überweisen lassen, um dort zügig über die weiteren Schritte abzustimmen. Wir dürfen dabei keine Zeit verlieren- Eile ist geboten.