Rede · 21.06.2019 Schulobstprogramm ist ein voller Erfolg und muss weitergeführt werden

Es ist und bleibt wichtig, möglichst viele Kinder zu erreichen und für eine gesunde Ernährung zu begeistern

Rede zu Protokoll gegeben

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 46 - Gesunde Ernährung und Wertschätzung von Lebensmitteln an Schulen voranbringen (Drs. 19/415 (neu) und 19/1344)

Kindern den Wert von Lebensmitteln und eine gesunde Ernährung nahezulegen, ist wichtig. Aus Sicht des SSW macht das genauso viel Sinn, wie den Verzehr von Obst, Gemüse und Milch aus dem regionalen Umfeld zu fördern. Wenn das ganze schon in der Grundschule vermittelt und durch pädagogische Maßnahmen ergänzt wird, ist viel gewonnen. Genau diese Ziele verfolgt das EU-Schulobstprogramm, dem die damalige Küstenkoalition im Jahr 2016 beigetreten ist. Deshalb wundert uns auch nicht, dass die Evaluation dieses Programms zu positiven Ergebnissen kommt. 

Ein anderer Punkt ist für mich dagegen eher überraschend: Und zwar die unverändert niedrige Zahl der Mädchen und Jungen, die die empfohlenen 5 Portionen Obst und Gemüse täglich essen. Wenn es darum oder auch um den Verzehr von Milch geht, ist laut Bericht ein Drittel der Kinder in Grundschulen offensichtlich noch immer unterversorgt. Dass noch dazu auch die Bekanntheit und die Vielfalt beim Verzehr verschiedener Sorten deutlich ausbaufähig sind, ist aus Sicht des SSW fast genauso erschreckend. 

Es wird zwar im Bericht erwähnt, ist aber auch allgemein bekannt, dass die Zahl von übergewichtigen und adipösen jungen Menschen steigt. Der überwiegende Teil dieser Kinder und Jugendlichen bleibt auch im Erwachsenenalter zu dick. Das steigert nicht nur das Risiko für Diabetes, sondern auch für Herz- Kreislauferkrankungen und viele andere Dinge. Auch besonders kritische Phasen, in denen Übergewicht entsteht, sind bekannt. Diese Phasen liegen nun Mal im Vorschul- und Schulalter der Kinder. Die Weichen werden also früh gestellt. Das ist für uns ein ganz besonders wichtiges Argument dafür, Programme wie dieses fortzuführen und nach Möglichkeit auszubauen. So können wir nicht nur gesellschaftliche Folgekosten verringert, sondern letztlich auch persönliches Leid. 

Ich will hier niemandem einen Vorwurf machen. Das Programm ist als Beihilferegelung einer EU-Verordnung angelegt und die flächendeckende Förderung aller Grundschulen wurde nie in Aussicht gestellt. Im Bericht heißt es daher auch gleich zu Beginn, dass eine flächendeckende Förderung aus budgetären Gründen nicht ermöglicht werden konnte. Es ist aber Fakt, dass nahezu alle Beteiligten Akteure positive Rückmeldungen geben. Und Fakt ist auch, dass die Zahl der Schulen zwar wächst, das Interesse aber deutlich größer ist, als die zur Verfügung stehenden Mittel. Offensichtlich haben rund 500.000 Euro gefehlt, um alle Schulen zu berücksichtigen, die sich beworben haben. Aus Sicht des SSW ist das zumindest ärgerlich. 

Wir würden uns wünschen, dass unser Land das Programm ausweitet oder durch flankierende Maßnahmen auf die Ziele des Programms hinarbeitet. Es ist keinem Kind und keinem Elternteil zu erklären, warum die einen in der Grundschule gratis Obst, Gemüse und Milch bekommen, die anderen aber nicht. Wenn Sie mich fragen, dann müssen wir noch viel mehr Kinder erreichen. Mit Blick auf das Programm muss die Frage erlaubt sein, ob die Administration nicht vielleicht noch etwas effizienter gestaltet werden kann? Immerhin scheint die Verwaltung der Maßnahme fast ein Drittel der Kosten auszumachen. Aber wir sollten uns als Land auch auf den Weg machen, und zu diesem Zweck eben auch mehr Geld in die Hand nehmen. Noch dazu würde eine Ausweitung ja auch die Kosten pro Jahr und Kind  immer weiter senken. 

Wenn es um flankierende Maßnahmen geht, kann ich den Blick nach Baden-Württemberg empfehlen. Das Land hat sich gerade auf den Weg gemacht und ein Landeszentrum für Ernährung eingerichtet. Ziel der dortigen Regierung ist es, das Angebot in allen Bereichen der Gemeinschaftsverpflegung zu verbessern. Auch Kindergärten und Schulen profitieren von diesem Landesprogramm. Aus meiner Sicht sollten wir zumindest prüfen, ob wir etwas Ähnliches auf die Beine stellen können. Denn es ist und bleibt wichtig, möglichst viele Kinder zu erreichen und für eine gesunde Ernährung zu begeistern.

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