Pressemitteilung · 28.03.2019 Spitzensport und berufliche Karriere müssen besser vereinbar sein

Lars Harms zu TOP 18 - Berufliche Perspektiven für Spitzensportler*innen fördern (Drs. 19/1364)

(103-2019) Der Übergang zwischen Schule und Beruf ist für viele junge Menschen, die ein außergewöhnliches sportliches Talent haben, eine sensible Phase. Viele haben neben der Schule zwar schon erheblich in ihre sportlichen Fähigkeiten investiert und den klaren Wunsch, im Spitzensport Fuß zu fassen. Aber die Entscheidung für eine leistungssportliche Karriere fällt ihnen trotzdem alles andere als leicht. Der Grund liegt oft darin, dass sie relativ eingeschränkte Möglichkeiten haben, ihren Karrierewunsch mit einer beruflichen Perspektive zu vereinen. 

Oft stehen monatelange Trainingszeiten im Ausland an, weil die Witterungsbedingungen dort besser sind. Oder wichtige Turniere im In- und Ausland inklusive der dafür notwendigen Vorbereitungen stehen einer klassischen Ausbildung im Wege. Hierfür mal einfach so die Ausbildung unterbrechen ist dabei recht schwierig. Wenn sie sich nicht gerade für ein Studium oder eine Laufbahn bei der Bundespolizei oder bei der Bundeswehr entscheiden, wird es mit den Alternativen knapp. Aus Sicht des SSW sollte sich da gerade mit Blick auf Ausbildungsberufe dringend etwas ändern. Und deshalb können wir den vorliegenden Antrag der SPD auch unterstützen. 

Auch wir sind der Auffassung, dass der Sport in seiner gesamten Breite eine hohe gesellschaftliche Bedeutung hat. Sport zu treiben ist nicht nur gesund, sondern fördert auch soziale Kompetenzen. Ganz egal ob im Hobby- oder Profibereich. Und egal ob mit Handicap oder ohne. Deshalb muss der Sport auf allen Ebenen gefördert werden. Dieser Punkt ist dem SSW besonders wichtig. Wir wollen gute Rahmenbedingungen sowohl für Spitzenathleten wie für den Breitensport. Und deshalb haben wir unsere Regierungsbeteiligung nicht zuletzt dafür genutzt, um Sportstätten zu sanieren und die Arbeit der Vereine und Schulen mit insgesamt fast 50 Millionen Euro zu unterstützen. 

Wenn die SPD mit ihrer Initiative nun explizit die beruflichen Perspektiven von jugendlichen Leistungssportlern verbessern will, ist das richtig. Aber auch hier sollten wir sicherstellen, dass der Kreis der Empfänger nicht zu exklusiv wird. Natürlich sind paralympische und olympische Spiele wichtig. Aber Spitzensport ist mehr als das. Längst nicht jede Sportart ist olympisch. Und nicht für alle angehenden Spitzensportler sind die Spiele der logische Karrierehöhepunkt. Wir sollten hier also etwas breiter ansetzen und zum Beispiel auch Faustballern, Karatekämpfern und anderen, die keine olympischen Sportarten auf hohem Niveau betreiben, berufliche Perspektiven eröffnen. 

Daneben ist uns aber auch wichtig, dass wir danach differenzieren, ob es schon tragfähige Förderstrukturen gibt oder nicht. In einigen Sportarten stehen viele potentielle Sponsoren für junge Talente bereit. Angehende Fußballprofis sind zum Beispiel weniger auf Unterstützung und Stellen aus einem Landespool angewiesen, als Sportler anderer Sportarten, wo es kaum Unterstützung gibt. Die Bedingungen und Formen der Unterstützung sind nicht überall die gleichen. Ich hoffe insgesamt wird deutlich, dass wir die Forderung nach einem Landeskonzept für sinnvoll halten. Hier müssen Bedarfe beschrieben und eben auch langfristige berufliche Perspektiven für die angehenden Spitzensportler entwickelt werden. Sie müssen selbstverständlich auch nach der sportlichen Karriere im Landesdienst verbleiben können. Die Forderung, kurzfristig 5 Stellen zu schaffen, klingt realistisch und ehrlich gesagt noch ausbaufähig. 

Doch vor allem mit Blick auf die Privatwirtschaft sehe ich noch viel Potential. In anderen Bundesländern kooperieren berufliche Schulen, Handelskammern und Olympiastützpunkte längst erfolgreich im Sinne der Athleten. Die Vereinbarkeit von Spitzensport und Beruf wird hier unter anderem durch flexible Lehrpläne ermöglicht. Oder dadurch, dass Ausbildungslehrgänge von drei auf vier Jahre gestreckt werden. Auch das sollten wir uns genauer anschauen, um die Rahmenbedingungen für möglichst viele Spitzensportlerinnen und -sportler weiter zu verbessern. 

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