Rede · 10.11.2005 Teilnahme an der OECD-Studie

Die Kultusministerkonferenz hat auf ihrem letzten Treffen in Potsdam eine Teilnahme Deutschlands an der vergleichenden Lehrerstudie „Lehrer, Unterricht und Lernen“ abgelehnt. Die Bildungsministerin hat dem Bildungsausschuss bereits die Gründe für die Ablehnung Deutschlands dargelegt.

Die Enttäuschung der OECD war vorauszusehen, schließlich sind vergleichende Studien nur valide, wenn möglichst viele Länder sich auch beteiligen. Die Datenbasis muss stimmen.  Aber ich denke, da steckt mehr dahinter.
Was überrascht, war die heftige Reaktion der Gewerkschaften. Diese hatten vorher einhellig die Empfehlungen der OECD begrüßt, die in der so genannten OECD-Lehrerstudie geäußert wurden. In diesem Bericht, den die KMK übrigens im letzten September diskutierte, problematisiert die OECD nicht nur den deutschen Sonderweg der Verbeamtung der Lehrer, sondern auch deren Alterstruktur. In der Tat ist Deutschland dasjenige  Land im OECD-Vergleich, in dem in den nächsten Jahren die meisten Lehrer aus Altersgründen ausscheiden werden. Für einen Organisationsplaner stellt der Personalwechsel eine optimale Gelegenheit zur Veränderung der Binnenstruktur dar. Die OECD schreibt: „Der massive Zugang neuer Lehrkräfte mit frischen Ideen bietet die Möglichkeit einer Rundumerneuerung der Schulen.“ Soweit die Pariser Bildungsexperten.

Die Gewerkschaften erhofften sich von der OECD Impulse für diese Rundumerneuerung. Auch der SSW ist überzeugt, dass motivierte und engagierte Lehrkräfte eine zentrale Größe im System Schule sind. Eine blinde Sammelwut lehne ich aber ab. So werden Datenfriedhöfe produziert, die völlig unübersichtlich sind und deren Erkenntnisse gar nicht umgesetzt werden können. Die Daten, auf die es aus Sicht des SSW kurzfristig ankommt, liegen bereits vor. Ich möchte hier an den so genannten Schul-TÜV erinnern.

Wir wissen, dass viele Lehrer ihre Situation durchaus positiv einschätzen. Sie meinen, dass sie ihre gesteckten Ziele auch umsetzen. Die Schüler sind teilweise ganz anderer Meinung; sie äußern zum Teil massive Kritik am Lernalltag ihrer Schule. Diese Befunde müssen Konsequenzen haben. Die Lernkultur muss mit anderen Worten so gestaltet werden, dass Lernen Freude bereitet und nachhaltige Erfolge zeitigt.

Der SSW tritt dafür ein, dass auch Lehrerleistungen evaluieren werden. Entscheidend ist dabei aus unserer Sicht, dass dies als Teil des Unterrichts begriffen wird und zusammen mit den Schülerinnen und Schülern geschieht. Und um dies zu erreichen, brauchen wir keine neue Pisa-Studie.  Die Schule ist ein komplexes System, in dem nicht nur der Schüler - Output eine Rolle spielen sollte. Wenn nur einzelne Probleme in Angriff genommen werden, werden ständig neue Probleme produziert. Die Schule muss in ihrer Ganzheit in den Blick genommen werden.

Für den SSW zählt in diesem Zusammenhang also nicht das finanzielle Argument. Das sich auch sachlich nicht begründen lässt, wenn denn die Zahlen stimmen, die die OECD veröffentlicht hat, nämlich dass die Teilnahme an der Neuen Studie rund 50.000 Euro gekostet hätte plus etwa 80.000 EURO für die nationale Datenerhebung. Wir meinen, dass die Teilnahme an internationalen Vergleichsstudien nicht zum Selbstzweck verkommen dürfen und meinen konkret, dass es für Schleswig-Holstein viel wichtiger ist, das neue Instrument des Schul-TÜV  in den Schulalltag zu integrieren, als sich jetzt für einen neuen internationalen Test einzusetzen.

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