Rede · 13.10.2016 Wir sorgen für eine wirklich zukunftsfähige Forschung und Lehre im Land
Jette Waldinger-Thiering zu TOP 2 - Regierungserklärung „Starkes Schleswig-Holstein – Wissenschaft mit Zukunft: Zukunft mit Wissenschaft!“
Zu den Dingen, über die wir immer wieder leidenschaftlich streiten, gehören ja nicht zuletzt auch Bildungsthemen. Und doch denke ich, dass wir uns heute über einen absoluten Grundsatz völlig einig sind: Ein gut aufgestelltes Bildungswesen ist für unser Land und für unsere Zukunft extrem wichtig. Hier zu investieren, um Qualität zu entwickeln und zu sichern, sollte in unser aller Interesse sein. Vor allem ist es natürlich im Interesse nachfolgender Generationen. Und auch wenn es aus Sicht des SSW vielleicht die eine oder andere vergleichende Studie zu viel gebraucht hat, freut uns eins ganz besonders: Auch die Bundesebene hat mittlerweile begriffen, dass wir in Sachen Bildung deutlich mehr tun müssen. Für uns darf es jedenfalls keinen Zweifel geben: Wenn wir international Schritt halten wollen, müssen die Ausgaben für Bildung weiter steigen - und zwar deutlich.
Wir reden hier aus gutem Grund sehr regelmäßig über die frühkindliche Bildung und über unsere Schulen. Aber für ein zukunftsfähiges Bildungswesen braucht es nicht zuletzt auch Hochschulen, die fit sind, für die Herausforderungen der Zukunft. Und wenn ich „fit“ sage, dann geht es auch ganz banal um die Instandhaltung von Gebäuden oder um die finanzielle Ausstattung. Denn diese Dinge sind nun mal die absolute Basis, wenn wir Spitzenforschung und Lehre auf Topniveau haben und halten wollen. Das klingt selbstverständlich - ist es aber offenbar nicht immer und für jeden. Als wir vor fast 5 Jahren Regierungsverantwortung übernommen haben, war die bauliche und finanzielle Situation unserer Hochschulen jedenfalls stark verbesserungswürdig.
Auch wir haben längst nicht alle Hausaufgaben gemacht. Noch immer sitzen Studierende in überfüllten Hörsälen. Und noch immer ist so manches Gebäude sanierungsbedürftig. Natürlich brauchen wir noch mehr Investitionen für verbesserte Lehr- und Lernbedingungen. Schon allein deshalb sollten wir uns auch als Land immer wieder fragen, ob wir unsere Bildungsausgaben nicht noch steigern können. Und doch haben wir in Sachen Hochschulfinanzierung - und damit bei der Frage der Basisversorgung unserer Hochschulen - schon sehr viel bewegt. Wenn wir zum Beispiel die Grundhaushalte nehmen, dann werden wir allein hier in den kommenden Jahren um die 25 Millionen Euro zusätzlich investieren. Das ist auch deshalb wichtig, weil wir unseren Hochschulen so die nötige Verlässlichkeit bei der Personalplanung geben und unter anderem die Erhöhung der Masterstudienplätze ermöglichen.
Ich will in diesem Zusammenhang aber auch an Maßnahmen wie die Sanierungsvereinbarung mit der CAU erinnern. Nicht nur das aktuelle Beispiel der Angerbauten zeigt ja, dass es hier gut voran geht. Allein der historische Gesamtumfang dieser Vereinbarung in Höhe von 165 Millionen Euro macht deutlich, dass wir die CAU wirklich umfassend modernisieren. Daneben profitieren unsere Hochschulen bekanntlich landesweit von unserem Sondervermögen Hochschulbau. Und ganz nebenbei bemerkt sind wir es, die den Sanierungsstau am UKSH auflösen und in den kommenden Jahren gemeinsam mit privaten Partnern rund 1,7 Milliarden Euro investieren. Ich denke, diese Maßnahmen können sich durchaus sehen lassen.
Doch mit Blick auf die Zukunft und die Frage der finanziellen Planungssicherheit ist natürlich auch ein weiterer Punkt sehr wichtig: Neben den erwähnten Maßnahmen erhalten unsere Hochschulen im Rahmen des Hochschulpakts 3 zusätzlich rund 240 Millionen Euro an Landesmitteln. Ich bin hoffnungsvoll, dass wir damit viele der über Jahre entstandenen Probleme lösen können. Wenn es also insgesamt um verlässliche Rahmenbedingungen für unsere Hochschulen geht, dann sind wir auf einem wirklich guten Weg. Aus Sicht des SSW haben wir durch die eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen und die zunehmend solidere Finanzsituation in jedem Fall die Basis für eine wirklich zukunftsfähige Forschung und Lehre geschaffen.
Wir alle wissen, dass unsere Hochschulen längst im nationalen und internationalen Wettbewerb stehen, wenn es um Mittel oder Talente geht. Mit einer vernünftigen Grundausstattung allein ist es da nicht getan. Für uns ist deshalb klar, dass wir unsere Hochschulen weiterhin nicht nur in Sachen Exzellenz sondern bei der Profilierung insgesamt unterstützen müssen. Die über 10 Millionen Euro, die landesseitig zur Vorbereitung auf die dritte Exzellenz-Runde bereitstehen, begrüßen wir ausdrücklich. Und doch müssen und werden wir auch darüber hinaus innovative Forschungsprojekte stärker fördern. Denn unser klares gemeinsames Ziel ist es, die jeweiligen Profile unserer Hochschulen noch weiter zu schärfen. Und aus Sicht des SSW ist besonders wichtig, dass wir hier alle Standorte gleichermaßen im Blick behalten.
Wissenschaft mit Zukunft braucht gut ausgestattete, profilierte Hochschulen und Exzellenz-Cluster. Das ist völlig klar. Doch auch wenn es vielleicht banal klingt, braucht Wissenschaft mit Zukunft vor allem auch gute Lern- und Lehrbedingungen für die Studierenden und das Hochschulpersonal. Gemeinsam mit den Hochschulen haben wir uns deshalb zum Ziel gesetzt, genau diese Rahmenbedingungen für ein gutes Lernklima zu schaffen. Und wir wollen endlich Rahmenbedingungen für gute Arbeit an den Hochschulen. Uns ist bewusst, dass gerade bei diesen Themen viel Arbeit vor uns liegt - wie auch vor den Hochschulen selbst.
Auch wenn unter anderem die Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes im Bund quälend lange dauert, hat sich in diesem Zusammenhang schon einiges getan. Durch unsere Novelle des Hochschulgesetzes haben wir den Weg für mehr Mitbestimmung geebnet. Das gilt bekanntlich für den wissenschaftlichen wie für den nicht-wissenschaftlichen Bereich und ist ein wirklich großer Fortschritt. Außerdem haben wir gemeinsam mit unseren Hochschulen dafür gesorgt, dass nicht zuletzt Menschen mit Behinderung oder Flüchtlinge einen erleichterten Zugang bekommen. Und zu den sozialen Aspekten im Sinne von Bildungsteilhabe gehören für uns auch das studentische Wohnen, ein landesweites Semesterticket und natürlich auch in Zukunft das gebührenfreie Studium. Weitere Stichworte, die für den SSW zur künftigen Hochschulentwicklung dazugehören, sind Digitalisierung, OER und Open Access. All dies sind Ansatzpunkte in einem Prozess, der zwar längst nicht abgeschlossen ist, der aber dazu beitragen wird, dass Menschen gerne an unseren Hochschulen studieren und arbeiten. Und das ist uns sehr wichtig.
Wenn wir uns unsere Hochschullandschaft insgesamt anschauen und uns den nationalen wie internationalen Wettbewerb vor Augen führen, ist eins völlig klar: Wir haben die Weichen richtig gestellt. Wir nehmen viel Geld in die Hand und arbeiten gemeinsam mit den Hochschulen intensiv daran, sie zukunftsfest aufzustellen. Die Grundlagen sind da. Und doch liegt noch viel Arbeit vor uns. Uns ist wichtig, dass wir Wissenschaft als Ganzes stärken. Deshalb wollen wir zum Beispiel unsere Fachhochschulen noch deutlich stärker fördern. Gerade weil der Bund heute durch die Neufassung des Artikel 91 Grundgesetz weit mehr als nur Forschung fördern kann, müssen auch die Fachhochschulen stärker profitieren. Auch für diese Verhandlungen hat unsere Wissenschaftsministerin also unsere volle Unterstützung.
Und gerade beim Thema Wettbewerb ist es natürlich sehr wichtig, die vorhandenen Stärken und Alleinstellungsmerkmale weiterzuentwickeln und langfristig zum eigenen Vorteil zu nutzen. Hier liegt aus Sicht des SSW nicht nur in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit unserer Europauniversität mit der Syddansk Universitet noch sehr viel Potential. Wir wollen die Kooperation im Ost- und Nordseeraum insgesamt weiter fördern. Damit sorgen wir dafür, dass sich unsere Hochschulen noch internationaler ausrichten können als bisher. Dieser Ansatz wird nicht nur von Seiten der Wirtschaft hoch geschätzt, sondern er schafft auch zusätzliche Attraktivität und ist damit ein echter Wettbewerbsvorteil. Nicht zuletzt für Flensburg.
Auch wenn es vielleicht nicht jedem klar war, dürfte heute eins sehr deutlich geworden sein: Eine zukunftsfeste Hochschullandschaft braucht weit mehr, als die eine oder andere Fördermaßnahme nach Kassenlage. Sie braucht eine Gesamtstrategie. Und die haben wir: Wir sanieren unsere Hochschulen und investieren in all unsere Standorte. Wir setzen uns für mehr Mitbestimmung und gute Rahmenbedingungen ein, damit nicht nur das Lernen sondern auch das Lehren funktioniert. Wir bauen bestehende Barrieren ab und öffnen unsere Hochschulen für Benachteiligte. Wir entwickeln die jeweiligen Profile und Stärken der Hochschulen gemeinsam mit ihnen weiter und treiben ihre Internationalisierung voran. Und wir setzen uns - nicht zuletzt in Verhandlungen mit dem Bund - dafür ein, dass unsere Hochschulen auch zukünftig umfassend gefördert werden und finanzielle Planungssicherheit bekommen. Und genau diesen Weg werden wir weitergehen.